Von der Südfront
Sommergebirgsstamm der ennetbirgischen SWR und Block – Corona im Val Calanca
Wie seit etlichen Jahren fand der traditionelle Sommeranlass unserer südalpinen Stammtisch-Runde am letzten Donnerstag im Juli statt. Er führte uns diesmal ins südbündnerische, wildromantische Calancatal.
Während fast alle die Tessiner Täler der Maggia und der Verzasca zur Genüge kennen, wo sich zur Sommerszeit die halbe Deutschschweiz auf den wenigen Parkplätzen und den Badetuchbelegten Klippen zusammenquetscht, war das Val Calanca für die Mehrzahl der insgesamt 18 Teilnehmer, von denen deren 12 dem SWR und 6 dem StV-Block angehören, weitgehend noch terra incognita. Als besonderen Gast des Tages war es uns eine Ehre, den amtierenden Centralpräsidenten des Schweizerischen Studentenvereins, Patrick Widrig v/o Schwätz Neu-Romaniae, unter uns zu haben.
Für mich persönlich bedeutete es eine besondere Freude, bierehrlichen Couleurfreunden von dies- und jenseits des Alpenkamms einige besonders schöne und eindrückliche Örtlichkeiten meines einstigen Praxisgebietes zu zeigen.
Vom Bahnhof Castione-Arbedo bei Bellinzona brachte uns der eigens gecharterte Bus über die erst 1964 erstellte Talstrasse mit ihrer imposanten Bogenbrücke hoch über der Calancasca-Schlucht zunächst in die Calanca esterna, den äussern, hoch auf der rechten Flanke des Misox gelegenen Talbereich mit den Gemeinden Castaneda und Sta. Maria in Calanca. Schon bei der Anfahrt beeindruckt der auf einem Felssporn gelegene Gebäudekomplex mit dem trutzigen Wohnturm und den harmonisch angelegten Sakralbauten von Kirche und Hospiz
Zum Einstieg erfolgte ein kurzer geschichtlicher Abriss über die Vergangenheit des Tales, das auf der äussern Flanke bereits zur Bronzezeit besiedelt war, im Mittelalter zur Herrschaft der mächtigen Grafen von Sax – Misox (ital.: de Saco) gehörte und dann von diesen 1480 an den Mailänder Condottiere Gian Giacomo Trivulzio abgetreten wurde. Weil die Calanchini keinerlei Lust bekundeten, als Untertanen der damals bereits in Bellinzona wütenden Eidgenossen weiterzuleben, schlossen sie sich 1496, wie bereits vor ihnen (1480) die Gerichte Mesocco und Soazza, dem Grauen Bund an. So kam es, dass die beiden Bündner Südtäler für immer beim Kanton Graubünden blieben und deren Bewohner bis heute von den Nordbündnern gelegentlich mit dem Kosewort «Steinbock – Tschinggen» eingedeckt werden.
Beindruckend für die meisten war dann die anschliessende Besichtigung der von verschiedenen Stilen geprägten und reich geschmückten barocken Wallfahrtskirche Sta. Maria Assunta, deren einstiger spätgotischer Flügelaltar von 1512 aus der Memminger Werkstatt von Ivo Strigel leider 1887 für schnödes Geld (10'000 Franken) ans historische Museum in Basel verschachert worden war. In Chur wusste man davon, verfügte aber damals offenbar nicht über das nötige Kleingeld. Auffallend sind die im Kircheninnern an verschiedenen Stellen angebrachten Franziskaner – Embleme, bestehend aus zwei gekreuzten Armen mit Stigmata an den Handflächen. Sie zeugen davon, dass der streitbare und mit Ketzern unzimperlich umspringende Kardinal Borromäus (1538-1584), damals Erzbischof von Mailand, 1583 die Kapuziner als Gegenreformatoren im Misox angesiedelt hatte. Neben anderen frühen Klostergründungen bezogen die braunen Kuttenmänner auch das Hospiz von Sta. Maria in Calanca.
Wie sich’s gehört, gings von der Kirche direkt zur Terrasse der daneben liegenden Beiz zum gemütlichen Frühschoppen, bevor uns dann der Bus vom äusseren nun ins innere Calanca brachte.
Während der Fahrt konnten wir in Arvigo einen Blick auf den einzigen Industriebetrieb des Tales werfen, den grossen Granitsteinbruch der Familie Polti. Der Calancataler Gneis (ital. Beola) ist im In und Ausland weitherum bekannt und geschätzt; selbst die Einsiedler Benediktiner liessen es sich nicht nehmen, ihren historischen Klosterplatz mit Steinen aus dem Calancatal neu zu pflästern.
Von Arvigo gings dann per Seilbahn in luftige Höhen hinauf in das auf knapp 1'300 Meter auf einer Wiesenterrasse gelegene Bergdorf Braggio, wo die Bauernfamilie Berta neben dem Landwirtschaftsbetrieb in zwei Generationen ein innovativer Agrotourismus – Unternehmen betreibt.
Nach dem obligaten «ça – ça geschmauset» liessen es sich alle bei Speis und Trank wohl ergehen und sprachen fröhlich modestis cum potationibus dem Merlot aus Monticello, der südlichsten Reblage des Kantons Graubünden, kräftig zu.
Also gestärkt, brachte uns die Gondel wieder in die Tiefe, um unsere Reise taleinwärts fortzusetzen. Bevor dann beim Vesperschoppen im hintersten Dorf, in Rossa, gemäss § 11 weitergewirkt wurde, gab es auf spontane Intervention von Franz Bührer v/o Sandhas Burgundiae kurz zuvor in Augio einen zweiten kulturellen Einschub: Die aus dem Calancatal stammende, heute in Freiburg tätige Künstlerin Carla Spadino gewährte uns freundlicherweise im Form einer ante prima (die offizielle Vernissage im Rahmen des Demenga-Musikfestivals war für den Nachtag vorgesehen) kurzen Zutritt zu ihrer Ausstellung «Pfade mit Papier – von der Pflanzenwelt zur Welt der Mineralien» im Kulturzentrum La Cascata in Augio, wo wir die eindrücklichen Werke ihrer filigranen Gestaltungskunst bewundern konnten.
Alles hat bekanntlich ein Ende (nur die Wurst hat deren zwei…) und so war es dann auch mit unserm Sommerausflug. Rechtzeitig brachte der Bus alle zurück an den Bahnhof; die einen wandten sich direkt nach Norden, während die im Tessin Ansässige sich noch zum Abendschoppen in unserm Stammlokal Birraria Rondalli in Locarno Muralto trafen.
Und wir freuen uns alle schon auf den nächsten Sommergebirgsstamm!
Jürg Eitel v/o Schmär
Regionen Aargau und Solothurn
Die Gespräche waren vielseitig und kurzweilig. So begriffen wir unter anderem, warum es sich lohnt, in der Agglomeration einer Grossstadt (Zürich) eine Ferienwohnung zu haben.
Erstaunlich auch die Ferienpläne (Velotour entlang der Aare/Rhein bis zum Meer) von rüstigen Jungrentnern. Tierisch wurde es beim Thema Hängebauchschweine. Allgemein wurde «Napoleon» und «Annabelle», die beiden ehemaligen Haustierchen der Müllers, vermisst. Klärungsbedarf hatte auch die Frage, weshalb die eine Sau (weiblich!) Napoleon hiess. Nun, die Antwort soll ein Geheimnis der Regionalburgunder bleiben.
Der weitere Programmpunkt hiess »Abkühlung von innen und aussen». Ausgerüstet mit Bierkrügen, Farben und einem adäquaten Sonnenschirm genossen Agrar, Brätsch, Retuur und Locker unter den strengen Augen der Aphrodite das Nass. Wie weit das Bier gechlort wurde ist uns nicht bekannt.
Auf die Abkühlung folgte das reichhaltige Dessert. Nebst dem Bier gönnten wir uns einen kräftigen Kaffee und einen Schnaps. Nach weiteren angeregten Gesprächen waren sich alle einig – Chantal hat es gut gemacht! Ihr und allen, welche etwas zur Verköstigung beigetragen haben, gebührt unser Dank. Es war ein wunderbarer Sonntag im Hause Brätsch. Auch ihm unsere Blumen ganz speziell.
Fresko und Agrar
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