Am 19. Oktober 2020 ist unser lieber Altherr Theodor Müller v/o Ego verstorben.
Die Urnenbeisetzung findet am 27. Oktober 2020, 13.30h, auf dem Friedhof in Köniz statt. Anschliessend folgt die Abdankungsfeier in der katholischen Kirche Köniz.
Nachruf
Der kleineTheo kam schon im Vorschulalter mit der Burgundia in Kontakt. Sein Vater Alban Müller v/o Patachon, Rauracher und Ehrenphilister der Burgundia, hatte zusammen mit Leny vier Kinder. Diese wurden während mehreren Jahren zu den Abholungen der Neo Doctores und Licentiati aufgeboten. Sie durften Blumen mit der orange-weiss-grünen Schleife überreichen und in der Kutsche mitfahren; ein tolles Kindererlebnis!
Im Primarschulalter lernte Ego Klavier spielen und wurde Sängerknabe zu St. Marien in Bern. Schnell erkannten die Zuhörer und Lehrer die musikalische Begabung des Knaben. Zu weiteren Begegnungen mit der Burgundia kam es jeweils anlässlich der Fronleichnamsprozessionen von katholisch Bern. Nach der Prozession und dem Gottesdienst zog die Korporation mit Vollwichs und Fahne zum Frühschoppen in den Casinogarten. Altherrren und Kinder schlossen sich an und erfreuten sich an den Gesängen und an der Kommentsprache. Die Primarschule, das Progymnasium und das Städtische Literargymnasium absolvierte Ego ohne grosse Probleme und schloss mit der Matura Typus B ab. In diesen Jahren war er auch begeisterter Pfadfinder und flinker Handballer im katholischen Turnverein. Freundschaften fürs Leben entstanden, so auch mit Egos späterer Gattin Fränzi Baggenstos.
1963 begann Ego mit dem Medizinstudium in Bern und wurde naturgemäss Burgunderfuxe. Sein erster Fuxmajor war Zehnder v/o Bläch, ein Walliser Urgestein. Als Vorbild demonstrierte Bläch öfters den Kopfstand auf dem Stammtisch, um seine Trinkfestigkeit zu beweisen. Um die überbordenden 7 Füxe zu disziplinieren, liess er sie auch mal im Diplomat auf dem Bundesplatz bei strömendem Regen einige Liegestützen üben. Es waren eben jene Zeiten im Bristol, die man füglich als die dritte Hurrazeit der Burgundia bezeichnen darf. Die Stammpräsenz war damals hervorragend, so dass Durchreisende etwa nach Freiburg täglich jemanden beim Stammbäri antreffen konnten. Da die Uni in jenen Jahren auch am Samstag lehrte, blieben viele Aktive übers Wochenende in der Bundesstadt. So rief Ego für einige Zeit einen Sonntagsfrühschoppen im Waldhorn im Breitenrainquartier ins Leben.
Am Weihnachtskommers 1964 wurde Ego burschifiziert und bereits für das SS 65 als Aktuar ins Komitee unter Schönenberger v/o Hengst gewählt. Aber was für ein Semester! 100 Jahre Burgundia! Neben der Aufgabe als Schreiberling arbeitete Ego wirkungsvoll für das Ballheft, welches dank der vielen Inserate einen Reingewinn von über 3000 Fr. einbrachte, ein stolzer Betrag, der damals 6000 Bechern Bier entsprach. Ideenreich und clever organisierte Ego auch die Balleröffnung. Das Ständchen von Heykens sollte in Biedermeierkostümen vorgetanzt werden. Zu diesem Zweck brauchten die 6 Burgunder entsprechend viele Damen, die wegen der zahlreichen Proben bei Frau Garbujo aus der Berner Region stammen mussten. Da aber nur vier der zahlreichen Couleurdamen diese Voraussetzung erfüllten, konnte Ego seine Jugendfreundin Fränzi an den Burgunderball einladen. Eine gewisse Edith Meister war eine jener Couleurdamen aus der Region, welche dem Jungburschen Urscheler v/o Straff für diesen Auftritt zugeteilt wurde. Ein Glücksfall für die beiden und für die Burgundia, denn sie wurden bald ein Paar! Bei ihrer späteren Hochzeit durfte der Kuppler Ego natürlich als Tafelmajor nicht fehlen. Bei späteren Burgunderbällen traten Fränzi und Ego als Musikclows mit Violine und singender Säge auf. Nach dem glänzenden Jubelsemester rief ihn die Eidgenossenschaft. Ego stieg in eine Inf RS ein; UOS und OS
absolvierte er dann bei den Sanitätstruppen. Obschon jeweils ein grosser Teil der Sommerferien fürs Militär draufging, absolvierte Ego alle Examina im ersten Anlauf. Im WS 1967/68 war Ego Burgundersenior. Gemäss Burgundergeschichte hatte die Korporation damals die Rekordanzahl von aktiven Mitgliedern, nämlich 62, worunter 11 Füxe. Als Senior durfte er als Chef einer Fahnendelegation im Vollwichs dem neuen Bundekanzler Karl Huber v/o Tremo im Bundeshaus gratulieren. Kurz vor dem medizinischen Staatsexamen 1969 heiratete Ego seine Jugendfreundin Fränzi. Zwei gefreute Kinder entsprossen dieser Ehe. Es folgten die Jahre als Assistenzarzt, zuerst im Berner Zieglerspital, dann am «Burgunderspital» Visp bei den Chefärzten z’Brun v/o Dôle und Nanzer v/o Pontu. 1975 eröffnete Ego eine eigene Praxis für Allgemeinmedizin im Spiegel, Gemeinde Köniz, wo er auch ein Eigenheim kaufen konnte. Seine Patienten, viele aus seinem Freundeskreis, schilderten ihn als kompetenten und einfühlsamen Arzt. Von seinem Humor zeugt die Erfindung der Kaktusdiät. Im Laufe der Jahre wurden die Patienten mit ihrem Arzt immer älter. Ego äusserte sich deshalb einmal, er würde gerne häufiger offene Platzwunden nähen und Brüche gipsen, statt sich die Bräschten älterer Leute anzuhören. Für die Burgundia ist noch eine denkwürdige Doktorkneipe mehrerer Mediziner in Murten zu erwähnen. Höhepunkte waren ein Wettschiessen mit Champagnerkorken und ein Fackelzug über die trutzigen Ringmauern. Zahlreich waren Egos Auftritte zur Unterhaltung von Familie und Freunden. In der Müllerfamilie gab es zahlreiche St.Ver. Deshalb hiess an jedem Müllerfest «Ego an die Klappe»; Volks- und Studentenlieder erklangen auf deutsch und welsch. An Hochzeiten von Verwandten und Burgundern amtete Ego mehrmals als Tafelmajor und Alleinunterhalter mit originellen Telegrammen oder Chansons von Georg Kreisler. Ego und Fränzi unternahmen mehrere Kulturreisen ringsum in Europa. Dazu kam ihre Teilnahme an den Burgunderfahrten der letzten 20 Jahre. Reisen in ferne Kontinente waren aber nicht sein Ding. Am liebsten war er eben zu Hause. Als hingegen sein Vater Patachon 1987 starb, führte er seine Mutter Leny nahezu jeden Sonntag mit dem Auto aus, sei es ins Oberland oder zu seinem Segelboot am Murtensee, und dies 30 Jahre lang, denn Leny, mittlerweile eine der bekanntesten Burgunderwitwen, wurde 103 Jahre alt. Nachdem Ego seine Praxis vor etwa 10 Jahren aufgegeben hatte, traten seine gesundheitlichen Beschwerden immer stärker hervor. Ein Rückenleiden bewirkte, dass er sich, schwer gestützt auf den Backel seiner Aktivzeit, an den Altherrenstamm bewegte. Dazu kamen Krankheiten an Leber und Lunge. In den letzten Monaten legte er sich zwar noch ein Elektrotrottinett zu, damit er nicht so schwer atmen musste. Trotz dieser Erleichterung und bester Betreuung zu Hause und mehrmals im Lindenhofspital hörte sein Herz in diesem Herbst auf zu schlagen. Wir sind traurig über den Tod eines treuen Burgunders und danken Ego für alles, was er uns geben konnte. Wir werden ihn in guter Erinnerung behalten.
P. Müller v/o Sir
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